Über unsDatenschutzAnmelden/RegistrierenEnglish

Vietnamesische Gastarbeiterinnen, Berlin, 18. November 1989: Hilfe für geflohene Vertragsarbeiterinnen [2/2]

INFORMATIONEN ZUM OBJEKT

Details

18. November 1989
Berlin (West)
Urheber: Fumiko Matsuyama

Lizenztyp: Creative Commons License

Aus dem Album

Ausstellungsthema: Begegnungen und Erkundungen

Die in West-Berlin lebende japanische Künstlerin Fumiko Matsuyama fotografierte in den Tagen des Mauerfalls an zahlreichen Grenzübergängen. An der Bornholmer Straße wurde sie von zwei vietnamesischen Vertragsarbeiterinnen (Wikipedia-Artikel, Stand 4. Januar 2010) angesprochen, die illegal mit dem Besucherstrom aus der DDR eingereist waren und half ihnen, Kontakt zu Verwandten im Westen herzustellen.

Abgebildet

Buch, Flüchtling, Frau, Mehrere Personen, Vertragsarbeiter, Wohnung

Kontext

Angst, Flüchtling, Fotografie, Freude, Hund, Mut, U-Bahn, Vertragsarbeiter, Wohnung

Personen/Organisationen

Fumiko Matsuyama

Orte

Andere Orte (Berlin), Grenzübergang Bornholmer Straße

Alle Bilder des Albums

Erinnerung

"In den Tagen des Mauerfalls bin ich immer wieder zu verschiedenen Grenzübergängen gegangen und habe das Geschehen fotografisch festgehalten. Als ich an der Bornholmer Straße fotografiert habe, haben mich zwei völlig fremde Asiatinnen angesprochen. Die beiden waren Vietnamesinnen, die mich um Hilfe gebeten haben.

Es waren damals ja nicht nur DDR-Bürger, die in den Westen kommen wollten, sondern auch Gastarbeiter, die aber nicht durften. Zu zehnt waren sie aus Altenburg (in Thüringen) nach Berlin gefahren. Um nicht aufzufallen, waren sie ohne Gepäck gekommen und taten so, als würden sie sich auch einfach mal den Westen angucken. Es war jedoch nur diesen zwei gelungen in dem Menschenstrom über die Grenze zu kommen. Sie fragten mich, ob ich sie mit zu mir nach hause nehmen würde, damit sie Verwandte oder Bekannte in Hannover anrufen könnten. Ich war von ihrem Mut beeindruckt, obwohl sie natürlich in dem Moment einen eher ängstlichen Eindruck machten.

Wir sind dann mit dem Bus zu meiner Einzimmer-Wohnung gefahren und haben in Hannover angerufen. Die beiden sollten am selben Tag noch zu einer vietnamesischen Familie in Berlin umziehen. Wir haben dann etwas gegessen und sind wieder losgegangen. Die U-Bahn war so voll, dass wir einmal sogar die jüngere von beiden verloren haben, weil sie es nicht geschafft hatte, in die selbe Bahn wie wir einzusteigen.

Als wir an der Wohnung ankamen, hat eine Vietnamesin ihre beiden Landsmänninnen sehr herzlich empfangen. Die beiden Frauen haben sich endlich entspannt, ihre Gesichter haben gestrahlt. Sie wollten mir eine 5-DM-Münze (ihr einziges westliches Geld) für das Telefongespräch geben, was ich natürlich nicht annehmen konnte. Ein anderes Geschenk habe ich jedoch dankend angenommen: einen kleinen Beutel mit getrocknetem Fleisch – ihren Reiseproviant. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Hundefleisch gegessen."

Fumiko Matsuyama