Über unsDatenschutzAnmelden/RegistrierenEnglish

Demonstration in Ost-Berlin, 7. Oktober 1989: Gewaltanwendung gegen Demonstranten [1/2]

INFORMATIONEN ZUM OBJEKT

Details

7. Oktober 1989
Berlin, Dimitroffstraße, heute Danziger Straße
Urheber: Nikolaus Becker

Lizenztyp: Keine Creative Commons

Aus dem Album

Ausstellungsthema: Protest und Flucht

Gewaltanwendung gegen Demonstranten bei einer Demonstration in Ost-Berlin am 40. Jahrestag der DDR, siehe auch Jugendopposition.de: Demonstrationen am 7. und 8. Oktober 1989 in Berlin, Stand 23. April 2009

Abgebildet

Demonstration, Gewalt, Menschenmenge, Nacht, Siebter Oktober 1989

Kontext

Demonstration, Fahrzeug, Feier, Fotograf, Freude, Gewalt, Kommunalwahl, Menschenmenge, Regierungschef

Personen/Organisationen

Deutsche Volkspolizei, Freie Deutsche Jugend, Ministerium für Staatssicherheit

Orte

Alexanderplatz, Gethsemanekirche (Berlin), Palast der Republik

Alle Bilder des Albums

Erinnerung

"Meine Gedanken an diesem Abend waren etwa folgende:
'Endlich bewegt sich was!'
'So so – auch im Osten gibt’s also Wasserwerfer!'
'Hoffentlich kriege ich nichts auf die Fresse!'
'Stalinisten unplugged – das letzte Aufbäumen ...'

Die Demonstration gegen den Wahlbetrug bei den Kommunalwahlen im Mai 1989 fand – wie an jedem 7. eines Monats – auf dem Alexanderplatz statt. Sie formierte sich an diesem Samstag spontan zu einer größeren Demonstration in Richtung Palast der Republik, wo sich die Regierungschefs der Ostblockstaaten zu den offiziellen Feierlichkeiten anlässlich des 40. Jahrestages der DDR trafen. Die Demonstranten wurden noch am Spreeufer von der Polizei eingekesselt, der Kessel später zur Karl-Liebknecht-Straße hin geöffnet. Die Demo endete schließlich an der Gethsemanekirche.

Am ihrem Anfang stand eher ein Gefühl von Euphorie und Aufbruchstimmung – im Verlaufe des Abends mischten sich dann, nach den erlebten Prügelszenen zwischen friedlich demonstrierenden Menschen auf der einen Seite und VoPos, Stasi, FDJ-Einsatzkräften und Kampfgruppen auf der anderen, den erstmalig im Osten gesehenen Wasserwerfern und 'Personenräumfahrzeugen' (einer bis dahin mir bekannten Art von Schneepflügen gegen Menschenansammlungen) doch Bedenken, dass das ziemlich böse ausgehen könnte. Nach bereits frühen, zum Beispiel 1983 beim Udo-Lindenberg-Konzert am Palast der Republik, gemachten, bis dahin in einem 'sozialistischen Arbeiter-und-Bauern-Staat' für unmöglich gehaltenen Gewalterfahrungen im Zusammenhang mit dem Einsatz von 'Sicherheitskräften', traute ich dem SED-Regime auch ein sehr brutales Vorgehen zum Machterhalt zu. So versuchte ich also, so viel wie möglich von dem Abend fotografisch zu dokumentieren. Die Fotos hier sind in der Karl-Liebknecht-Straße vor dem Gebäude der SED-Presseagentur ADN und in der Dimitroffstraße, heute Danziger Straße, aufgenommen."

Nikolaus Becker (Ost-Berlin, geboren 1961)