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Grenzöffnung Ludwigsstadt/Probstzella, 12. November 1989: Warten am Grenzübergang Falkenstein [4/5]

INFORMATIONEN ZUM OBJEKT

Details

12. November 1989
Grenzübergang Falkenstein zwischen Probstzella (Bezirk Gera, heute Thüringen) und Lauenstein (Bayern)
Urheber: Manfred Wagner

Lizenztyp: Creative Commons License

Warten am Grenzübergang zwischen Lauenstein, einem Stadtteil der bayerischen Stadt Ludwigsstadt, und der thüringischen Gemeinde Probstzella. Die Öffnung des Grenzübergangs fand am 12. November 1989 für Fußgänger und am 13. November 1989 für den Straßenverkehr statt. Die Aufnahme entstand in der Nähe des Felsens Falkenstein, der dem Grenzübergang den Namen gibt.

Abgebildet

DDR-Grenzsäule, Grenzzaun, Grenzöffnung, Innerdeutsche Grenze, Jugendlicher, Mann, Mehrere Personen, Nationalfarben, Polizist (BRD)

Kontext

Freude, Grenzsoldat, Grenzöffnung, Politiker, Politikerin, Polizist (BRD), Volksfest

Orte

Falkenstein (Thüringen), Grenzübergang Falkenstein (Thüringen), Lauenstein, Ludwigsstadt, Probstzella

Alle Bilder des Albums

Erinnerung

"Am frühen Vormittag des 12. Novembers 1989 verbreitete sich im fränkischen Grenzstädtchen Ludwigsstadt die Botschaft, dass am Falkenstein (ein historischer fränkischer Gasthof) 'die Grenze aufgemacht' wird. In kürzester Zeit fand sich daraufhin eine Menschenansammlung ein, die miterlebte, wie sich zwei Offiziere der DDR-Grenztruppen den Weg entlang der völlig zugewachsenen Straße neben der Bahnlinie bis an die Grenzmarkierung bahnten. Dort begrüßten sie unter den Augen der staunenden Menge (unter der auch ich mich befand) die bereits wartenden bayerischen Grenzbeamten mit Handschlag.

Es war eine erstaunliche Situation. Die Offiziere der DDR-Grenztruppen kamen mit dem Auftrag, Vorbereitungen für die Einrichtung eines Straßengrenzüberganges zu treffen. Die genaue Plansituation und selbst die Befehlssituation war ihnen jedoch unklar. Von Stund an überschlugen sich die Ereignisse. Gegen Mittag erschien an der Grenzlinie auf der Ost-Seite die Vorsitzende des Rates des Kreises Saalfeld, Edith Ludwig (auch diese ohne genaue Anweisungen und Regelungen für die Grenzöffnung), auf der bayerischen Seite etwas später der Landrat Werner Schnappauf aus Kronach. In einer improvisierten Veranstaltung wurde die Öffnung des Grenzübergangs verabredet und begeistert gefeiert.

Die Grenzöffnung entwickelte eine unglaubliche Eigendynamik. Noch vor Mittag hatte sich auch in Probstzella herumgesprochen, dass die Grenze an der Straße aufgemacht werden solle. Zivilisten aus Ost und West, Bedienstete des Straßenbauamtes, sowie Pioniere der Grenztruppen (die sich allerdings der Grenze nicht zu sehr nähern durften) beräumten gemeinsam die Straße und beseitigten die Sperranlagen und den Streckmetallzaun. Am Nachmittag konnten Fußgänger bereits von Ost nach West die Grenze passieren, PKWs sollten am nächsten Morgen über die Grenze fahren können.

In vielen Grenzgemeinden wurden bereits in der Woche nach der ersten spektakulären Grenzöffnung am Falkenstein weitere Grenzübergänge gefordert, aber so schnell wie am 12. November ging es nirgends wieder.

In allen betroffenen Grenzorten diesseits und jenseits wurden rauschende und stimmungsvolle Volksfeste gefeiert. Die Bayern und die Thüringer waren glücklich, die wechselseitige Gastfreundschaft war unbeschreiblich. Für die Menschen an der schrecklichen Grenze war die Teilung über 40 Jahre eine vielfache Belastung, ständig spürbar. Das Ende wurde wie im Traum erlebt, die Freude war verständlicherweise hier noch größer als anderswo im Inland."

Manfred Wagner (Thurnau/Oberfranken)

Dieser Text ist ein überarbeiteter Auszug aus dem Artikel: 'Das ging tief unter die Haut', erschienen in: Gerbergasse 18, IV/2004, S. 13-15

Original-Bildunterschrift

"Fränkische und inzwischen auch thüringische Bürger und bayerische Polizisten warten auf die angekündigten Vertreter der östlichen Seite."